Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


San Polo di Piave © Ca` Di Rajo

San Polo di Piave © Ca` Di Rajo

CA` DI RAJO Neuem und Geschichte gleichermaßen verpflichtet

Die Fratelli Simone, Alessio & Fabio Cecchetto © Ca` Di Rajo

Die Fratelli Simone, Alessio & Fabio Cecchetto © Ca` Di Rajo

Die Renaissance von La Bellussera, einer historischen Erziehung zum reichen Ertrag

Manche der Weingärten in San Polo di Piave, einer Gemeinde von Venetien nahe Treviso, erinnern, aus der Vogelperspektive betrachtet, an Bienenwaben oder an eine gigantische Stickerei. Mit einem Karomuster überspannen die Stöcke in drei, vier Meter Höhe die Weinberge. Gehalten werden sie von Holzpfählen, deren Spitzen mit Drähten verbunden sind und jeweils vier Reben zu halten haben. Steht ein Maulbeerbaum dazwischen, wird auch er als Stütze verwendet. Von unten betrachtet ist es ein beeindruckendes Dach aus Ranken und Blättern, das einerseits angenehmen Schatten bringt, andererseits aber auch den Anbau von Gemüse auf dem Boden ermöglicht.

Die Cantina Ca` Di Rajo inmitten ihrer Weinberge © Ca` Di Rajo

Die Cantina Ca´ Di Rajo inmitten ihrer Weinberge © Ca` Di Rajo

Schnitt im zeitigen Frühjahr an la Bellussera © Ca` Di Rajo

Schnitt im zeitigen Frühjahr an la Bellussera © Ca` Di Rajo

Entwickelt wurde diese erstaunliche Methode Ende des 19. Jahrhunderts von den Brüdern Bellussi in Tezze di Piave. Sie wurde zur charakteristischen Architektur des Weinanbaus am linken Ufer dieses Flusses und brachte Vorteile gegenüber der Stockkultur in einer Zeit, als Handarbeit noch selbstverständlich war. Denn anders als manuell können diese Weinstöcke nicht bearbeitet werden. Von einem Traktoranhänger aus werden alle Arbeitsschritte über Kopf durchgeführt, vom Schneiden bis zur Ernte. Mit dem Einsatz von Maschinen und den dafür geeigneten Erziehungsweisen verschwanden diese Anlagen großteils – bis sie von den Betreibern des Weingutes Ca` Di Rajo wieder entdeckt und als historisches Gut ihrer Region erkannt wurden. Die Brüder Simone, Fabio und Alessio Cecchetto, drei junge Männer mit großen Perspektiven, sind sich bewusst, damit die Identität und die Einzigartigkeit ihres Territoriums zu erhalten. Mit der Pflege dieses Erbes – teils sind es 70jährige Weinstöcke – unterstreichen sie ihre Philosophie, der zufolge eine Weinflasche mehr vermitteln sollte als ihren Inhalt. Sie sollte ebenso für ein Stück Geschichte stehen, wie sie von ihrem Weingut erlebbar gemacht und vor dem Aussterben gerettet wird.

Eine prächtige Traube aus der Höhe von la Bellussera © Ca` Di Rajo

Eine prächtige Traube aus der Höhe von la Bellussera © Ca` Di Rajo

La Bellussera neben gewohnten Stockreihen © Ca` Di Rajo

La Bellussera neben gewohnten Stockreihen © Ca` Di Rajo

An den pittoresken Rauten auf einer Fläche von 15 Hektar gedeihen internationale Sorten wie Chardonnay, Pinot Bianco, Sauvignon und Merlot, daneben regionale Sorten wie Verduzzo, die seltene autochthone Manzoni Rosa für den Spumante Extra Dry Millesimato oder die Glera als die einzig zugelassene Traube des hier beheimateten Prosecco. Einige dieser perlenden Weine gibt es auch unter der Bezeichnung Epsilon, einer eleganten, modernen Edition. Besondere Zuneigung erfährt die recht eigenwillige rote Traube Raboso bei Ca` Di Rajo, wo man das Erzählen von Geschichten liebt. Es gibt den Raboso DOC Piave „Sangue del Diavolo“ und den Malanotte del Piave DOCG „Notti di Luna Piena“. Wie kommt das Blut des Teufels in die Vollmondnächte? Eine Sage berichtet, dass der Satan in solchen Nächten in die Gegend gekommen ist.

Einen Fuß hat er auf den Torre Rai, heute eine romantische Ruine, den anderen auf den Glockenturm der Kirche gesetzt, um die Trauben zu ernten. Er hat wohl nicht bedacht, dass er lange Zeit später damit die Familie Cecchetto zu zwei besonderen Weinen inspirierte. Raboso kommt möglicherweise von „rabbioso“, wild und ungestüm, und ist eine uralte Sorte, bereits von den Römern angebaut und von Plinius dem Älteren in seiner Naturkunde erwähnt. Heute werden für den „Sangue del Diavolo“ 10 % dieser Trauben auf den Reben zum Antrocknen belassen. Der Wein reift 24 Monate im Fass oder auch Barrique. So bewahrt er sein robustes Tannin und die angenehme Säure. In der Nase besticht er durch Noten von Kirsche und Pflaume. Für den „Vollmondwein“ werden 30% der Trauben über 90 Tage im Haus getrocknet und der Wein 36 Monate im Holz gereift. Das Ergebnis ist höllisch gut; ein Wein mit dichter rubinroter Farbe, überaus würzig und von bemerkenswerter Struktur, als Ausdruck einer Kultur, die Vergangenheit und Gegenwart gekonnt zu verbinden weiß.

Il Manzoni Rosa Spumante Extra Dry © Ca` Di Rajo

Il Manzoni Rosa Spumante Extra Dry © Ca` Di Rajo

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