Kultur und Weindas beschauliche MagazinEinladend offenes Tor zum Weingut Peter Dolle in Straß im Straßertale WEINGUT PETER DOLLE Leidenschaft für Wein im großen Holz
Ein Foto, eigentlich ein Jux, zeigt Peter Dolle mit herausgestreckter Zunge und weist damit frappante Ähnlichkeit mit dem Entdecker der Relativitätstheorie auf. Launig begrüßt das originelle Konterfei die Besucher im Kostraum des uralten Kellers unter dem Weingut mitten in der Marktgemeinde Straß im Straßertale. Im Gegensatz zu Albert Einstein und dessen schwer verständlicher Lehre folgt bei Dolle die Erklärung auf dem Fuße. Der Abstieg in die weit verzweigte Kellerröhre, in der seit 1756(!) Wein gelagert wird, bringt den Beweis für seinen praktischen Umgang mit Zeit und Raum. Mächtige Eichenfässer beherrschen die Gewölbe. Schwarze Dauben mit rot umrandeten Deckeln markieren die Rotweine, dazwischen leuchten hell die neuen Fässer, erst kürzlich von der Fass- und Bottichmanufaktur Benninger in Grafenwörth geliefert. 5.000 bis 10.000 Liter Fassungsvermögen sind keine Seltenheit. Sie sind ein wesentlicher Aspekt der Philosophie von Peter Dolle, der seit 1983 das Weingut führt. Seine Überzeugung: „In einen alten Keller gehören Holzfässer!“ Ihre Aufgabe ist es, dem darin gereiften Wein Lebenskraft und damit lange Lagerfähigkeit zu verleihen. Als Bestätigung zeigt er gerne das Gedächtnis seines Betriebes. Es sind Flaschen mit Jahrgängen vor 1970, die in der Vinothek, der Schatzkammer auf Freunde des Besonderen warten und, so Peter Dolle, nach wie vor mit der gebotenen Qualität begeistern. Die Fassböden erzählen Geschichten von prominenten Besuchen in diesem stimmungsvollen Labyrinth. Kurt Jaggberg, Heinrich Schwaiger, Hermann Withalm oder Landeshauptmann Andreas Maurer sind nur einige der Namen, die dort über die Zeitläufte erhalten wurden. 32 Hektar Rebfläche braucht neben Großem Holz jedoch auch andere Lagermöglichkeiten. Dazu zählen die Tanks aus Polyester oder Stahl und Zisternen aus Beton, im Inneren mit Glas verkleidet. 80 Prozent der Weine sind weiß, in der Hauptsache Grüner Veltliner (35%) und Riesling (20%), deren Kamptal DAC Qualitäten in der Riede Gaisberg reifen. Die Sensation ist ein Weingarten, der mit Fug und Recht als Methusalem bezeichnet werden darf. 1947 wurden von Peter Dolle Sen. – er hat 1944 aus Deutschland in die Familie Brandl eingeheiratet – die Stöcke ausgepflanzt.
Man muss aber erst den Blick über das Straßertal bis zur Raubritterruine Falkenberg auf der einen Seite und vom Gaisberg über die Grub bis zu den Ausläufern des Langenloiser Heiligensteins genossen haben, um beispielsweise das Glas Grauer Burgunder entsprechend genießen zu können. Nach ein paar Stunden auf der Schale darf diese Sorte ein Jahr lang auf der Feinhefe Geschmack und Glanz entwickeln. Um dazu die passende Speise serviert zu bekommen, braucht es einen guten Terminkalender. Vor 30 Jahren wurde ein Restaurant eröffnet, das nunmehr nur Ende April bis Mitte Mai und im Oktober geöffnet hat. Backhendl, Surschnitzel und im Herbst die Gansln werden von Jolantha, der Gattin von Peter, zubereitet. Damit gestärkt ist ein Spaziergang durch Straß im Straßertale mit Besuch der einzigen Loretokapelle nördlich der Donau (verdankt ihre Renovierung Peter Dolle Sen.) angesagt oder eine Wanderung durch die noch gut erhaltene Haselkellergasse und über den Gaisberg, auf dem Nistkästen auf hohen Stangen nicht zu übersehen sind. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Veterinärmedizinischen Universität Wien zur Wiederansiedlung des nahezu ausgestorbenen Steinkauzes. Laut Experten der größten Vogelwarte Österreichs im nahen Seebarn ist bereits eines der Nisthäuschen besetzt. Peter Dolle darf sich also auf seltenen Nachwuchs in seinen Rieden freuen, quasi als zoologisches Nebenprodukt seiner Leidenschaft für zeitlose Weine und großes Holz. Statistik |