Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Firma Manner in Wien-Hernals © Manner

Die Firma Manner in Wien-Hernals © Manner

MANNER Geschichte der Waffelschnitte in Rosa

Fast fertig: die berühmten rosa Packerl mit den Mannerschnitten

Fast fertig: die berühmten rosa Packerl mit den Mannerschnitten

Eine Familiensaga durch drei erfolgreiche Jahrhunderte

Von Anfang an hält der Steffl schützend seine Hand über die Firma. Davon war Josef Manner (1865-1947) überzeugt, als er in der Nähe des Stephansdoms seinen kleinen Laden für Schokoladen und Feigenkaffee betrieb, aber mit den damals teuren Produkten nicht recht glücklich war. So gründete er 1890 eine eigene „Chocoladenfabrik“, die bald in die Vorstadt Hernals übersiedelte. Nun konnte er zu erschwinglichen Preisen Leckereien herstellen, unter denen sich schon ab 1898 die „Mannerschnitte“ als Dauerbrenner auf dem Süßwarenmarkt durchsetzte. Die Haselnüsse für die cremige Füllung zwischen den Waffeln kamen damals aus der Gegend von Neapel. „Neapolitaner“ waren bald in aller Munde – und sind es bis heute. Die kleinen in einem typischen Rosa gehaltenen Packerln mit dem Steffl als Logo sind eine unwiderstehliche Versuchung zum Aufreißen, Zubeißen und Genießen. Erzeugt werden sie nach wie vor im Werk zwischen Wilhelminenstraße und Geblergasse im 17. Wiener Gemeindebezirk.

Schokolade und Waffeln werden vereint

Schokolade und Waffeln werden vereint

Mitarbeiter in der Verpackung

Mitarbeiter in der Verpackungsabteilung

In dem bis vor kurzem weltgrößten Waffelofen werden die knusprigen Lagen gebacken. Beheizt wird die Anlage mit Gas, da, wie man versichert, andere Energiequellen einfach nicht funktionieren. Grundstoffe für die zarte Waffel sind kleberarmes Mehl, Wasser, Salz, Natron und Kokosöl. In einem einzigen großen Arbeitsgang entstehen dort die Schnitten, deren Füllung Teil zwei ihres Erfolgsgeheimnisses ist. Die Haselnusspaste kommt derzeit aus der Türkei, soll aber in naher Zukunft von einer eigenen Plantage mit 200.000 Haselnusssträuchern in Aserbeidschan teilweise ersetzt werden. Die Kakaobohnen werden aus dem westafrikanischen Staat Elfenbeinküste bezogen. Abgewickelt wird der Handel in Partnerschaft mit Fairtrade, das heißt, den Bauern wird ein entsprechender Preis bezahlt, der es ihnen erlaubt, dieses Geld auch in ihre Infrastruktur zu investieren. Geröstet werden die Bohnen in Wien, was an manchen Tagen zarten Kakaoduft über dem Bezirk zur Folge hat.

So appetitlich verpackt kommt die Mannerscnitte in unsere Geschäfte

So appetitlich verpackt kommt die Mannerscnitte in unsere Geschäfte

Vom Firmengründer übernahm Enkelsohn Carl Manner in den 1950er-Jahren die Firma, die an der Wiener Börse notiert und deren Aktien zum größten Teil in Familienbesitz sind. Dazu zählen mittlerweile Marken wie Casali, Napoli oder Victor Schmidt & Söhne, das von Nestlé 1994 zurückgekauft wurde. Die Erzeugung von Schokolade wurde nach Wolkersdorf ausgelagert. Geblieben sind die Ideale von Carl Manner. Eines davon war Demut, die nach seinem Tod 2017 vom Management für die Jetztzeit adaptiert wurde. Manner hat einen guten Klang, wenn es um soziale Betriebsführung geht. Nachhaltigkeit ist ebenso keine Erfindung der Neuzeit. Sie wurde bereits über all die Jahre beherzigt. Allein von der Abwärme aus der Produktion werden über das Fernwärmenetz an die 600 Haushalte beheizt. So braucht sich auch niemand zu wundern, wenn er in der Wiener Dombauhütte einen Steinmetz in rosa Montur mit unverkennbarem Schriftzug an der Arbeit sieht. Dieser Fachmann steht auf der Lohnliste von Manner. Im Gegenzug wurde für Carl Manner eine Büste in Stein gehauen, die im Dom aufgehängt Richtung Hernals blickt. Dem alten Herrn war so viel Ehre gar nicht recht, wird in der Firma erzählt, aber er ließ es geschehen, als unverzichtbarer Teil der Wiener und der österreichischen Geschichte.

Manner Logo 250

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