Kultur und Weindas beschauliche MagazinPANNOBILE Gruppe © Roland Unger 30 JAHRE PANNOBILE Mit dem Blaufränkischen in die Zukunft
Sieben Winzer aus Gols wollten es 1994 wissen. Was ist ihre Region, heute Teil des Neusiedler DAC, imstande, an Herkunftstypizität herzugeben, als Spiegel eines Terroirs, das weit über den jeweiligen Boden hinaus ein Gebiet charakterisiert? Damals bedeutete das beispielsweise, weg vom massiven Holzeinsatz, der Rotweine austauschbar gemacht hat. Der Nordrand des Neusiedlersees, so konstatierten sie, hat mehr zu bieten als uniformen Geschmack wenngleich großer Weine. Sie haben sich zusammengeschlossen und sind seither mit dem Wortspiel aus Pannonien und nobel als PANNOBILE zu einem anerkannten Teil der österreichischen Weinszene geworden. Mittlerweile sind es neun Betriebe, die heuer das runde Jubiläum ihrer Gemeinschaft feiern dürfen. Am Anfang standen Gernot Heinrich, Paul Achs, Matthias Beck, Hans Gsellmann, Matthias Leitner, Hans Nittnaus und Helmuth Renner. 1998 stießen Gerhard Pittnauer und 2004 Claus Presinger dazu. Mittlerweile sind in etlichen Betrieben bereits die Jungen wie Judith Beck, Marin, Lydia und Andreas Nittnaus oder Andreas Gsellmann am Werk. Was kommt auf die Weinwirtschaft zu? Diese Frage bewegt auch die Mitglieder von PANNOBILE – und sie haben eine Antwort darauf. Am Mittwoch, den 13. März 2024 ging der Blick trotz des Titels „Zukunftstasting“ jedoch zuerst in die Vergangenheit. Präsentiert wurden im Wiener Restaurant TIAN Weine aus den vergangenen 30 Jahren. Während die Flights eingeschenkt wurden, kam die Rede auf die Anbauweise, die mittlerweile durchwegs Bio und biodynamisch ist. Besprochen wurde auch der Klimawandel. Die Prognose von Pannobile: Vor allem die autochthone Rebsorte Blaufränkisch wird mit den sich ändernden Temperaturen am ehesten zurechtkommen. Neue und höhere Lagen können für den Weinbau erschlossen und die mittlerweile steigende Nachfrage nach Cool-Climat-Weinen bedient werden. Dass diese Winzer seit jeher ihrer Zeit voraus waren, bewies eindrucksvoll die erste Probe. PANNOBLIE weiß 1994 von Helmut Renner zeigte sich jugendlich vital und dennoch elegant gereift. Gerhard Pittnauer stellte sich der kritischen Runde mit einer Cuvée aus 1998, seinem ersten PANNOBILE, aus gereiftem BF, Zweigelt und St. Laurent. Der älteste Wein kam aus dem Hause Nittnaus mit dem Jahrgang 1993, einem Jahr mit extremem Frost, wie dem Jungwinzer Andreas von seinem Vater berichtet worden war. Das damals verwendete neue Holz ist längst wunderbar eingebunden und hat eine rundum schöne Cuvée aus BF, SL und CS geformt. Unter jeweils einem anderen Motto kam u. a. Sprudeliges in Form von Pet Nat (Gsellmann), Pitt Nat Blanc 2022 (Pittnauer) und Ancestral late-disgorged 2020 (von Preisinger fünf Jahre auf der Hefe belassen) ins Glas. Der Abschluss der neun Runden galt der Lage. Bei Alter Berg 2019 lobte Gernot Heinrich die ausgezeichnete Wasserwirtschaft dank fossilem Kalk am Leithaberg. Die Ried Ungerberg mit Lehm und Kalk wurde von Gernot Leitner 2018 konventionell verarbeitet und von Paul Achs die 2016 in der Altenberg mit ihrem Muschelkalk gereiften Trauben in reduziertem Holz ausgebaut. Mit solch bemerkenswerten Weinen im Gepäck geht es auf eine große Jubiläumsrunde, zuerst durch Österreich, dann nach Frankreich und zuletzt nach Deutschland, wo die Münchener von den Ergebnissen dieses gemeinsamen Denkens überzeugt werden. Zur Seite Weinaktuell Statistik |