Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


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Hallstatt und ein paar gute Gründe zum Bleiben

Eintauchen ins Weltkulturerbe

Angeblich ist der See gar nicht so kalt, wie ihm nachgesagt wird. Man muss ja nicht gleich in die Fluten springen. Dieser Alpensee mit seiner wildromantischen Kulisse lässt sich an einem heißen Sommertag vom Boot, oder noch bequemer, vom Ausflugsschiff aus ebenso erfrischend erleben. Dazu hat man den Vorteil, dass man so stilvoll am Landungsplatz von Hallstatt ankommt. Gleich gegenüber, direkt im Welterbe namens Heritage.Hotel, kann man sich einquartieren, um für einige Tage auf Erlebnisreise durch Hallstatt zu gehen.

 

Von der sicheren Warte des hölzernen Balkons aus lässt sich gelassen das rege Kommen und Gehen auf dem Platz davor verfolgen. Hinter sich im Zimmer fühlt man die große Geschichte eines renommierten Hauses, das vor gut einem Jahr einem traurigen Dornröschenschlaf entrissen wurde. Aus dem legendären, aber stillgelegten Haus Kainz erstand das Heritage.Hotel Hallstatt**** mit historischem Kern, aber top-moderner Ausstattung. Wohnen können die Gäste gleich hier am See oder ein paar Schritte weiter im 450 Jahre alten Haus Stocker und im Haus Seetaler mit sensationeller „Balkonlage“.

„Das Kainz“ ist der nun der Name des Restaurants. Der Küchenchef hat in diesem Gewölbe für seine Gäste ein besonders herzliches Willkommen kreiert. Eine seiner Leidenschaften ist das Backen von Brot. Das delikate Gebäck wird mit Olivenöl, fein parfümiert mit kroatischen Trüffeln, und Salz aus dem Salzberg hinterm Haus als Gruß aus der Küche serviert, bevor sich der Feinschmecker in die kulinarischen Variationen aus frisch gefangenem Fisch vom See vorm Haus vertieft.

Salz und Fische sind in Hallstatt eigene Kapitel, die jedes für sich gewürdigt werden wollen. Anfangen sollte man mit einer Runde durch den Ort und einem Spaziergang in die Umgebung, zum Beispiel ins Echerntal, einer wildromantischen Landschaft, die ihre Reize dem Wanderer entlang des Maler-, Literaten- und Naturwunderweges (z.B. Waldbachstrub, Gletschergarten) erschließt.

Im Hotel lässt man sich für solcherart Unternehmungen mit Informationsmaterial und Wissenswertem versorgen. Drei, vier Tage reichen kaum aus, um alle die Möglichkeiten kultivierter Kurzweil auch nur zu streifen, geschweige denn, sich intensiv mit ihnen einzulassen: angefangen vom Welterbe-Museum mit einer fantastischen Zeitreise, den Werkstätten, in denen man Handwerkern bei der Arbeit zusehen kann, nahen Ausflugszielen am Dachstein mit seinen Höhlen und den neu errichteten „5Fingers“ am Krippenstein mit schier endloser Aussicht über das Salzkammergut, der mystischen Dachstein Welterbespirale und, und, und...

 

Zum guten Brauch gehört an den Beginn einer Tour der Gang zu Gotteshaus und Friedhof, in diesem Fall auf einer überdachten Stiege hinauf zur katholischen Kirche und zum Beinhaus. Stolz ist man dort auf den spätgotischen Flügelaltar von Meister Leonhard Astl, der als Stiftung der Bergknappen gilt. Auf der Felsterrasse im Halbkreis um die romanische Kirche herum liegt der Friedhof mit Kreuzen aus Holz oder Schmiedeisen. In dessen Gräbern ist verstorbenen Hallstättern im Hinblick auf die Ewigkeit jedoch nur kurzes Verweilen gestattet.

Die malerischen engen Gassen mit den alten Häusern, an denen Spalierobst gezogen wird, die vielen geheimnisvollen Winkel und die natürliche Freundlichkeit des Personals in einem der zahlreichen gepflegten Lokale, das alles gehört dem Hotel-Gast am Abend nahezu exklusiv. Wie im Heimatfilm werden Felsen und Berggipfel von der späten Sonne in warmes Rot gehüllt. Sie spiegeln sich in der ruhigen Fläche des Sees, während aus den Tälern Nebel aufsteigen, die sich allmählich über dem Wasser aufzulösen. Ruhe ist eingekehrt, lange bevor sich die Nacht über die Hallstatt senkt, die schon vor Tausenden von Jahren mit ihrem Schatz, dem Salz, den Menschen eine gute Stätte zum Bleiben bot.


Weil wenig Platz für dauernde Totenruhe unter der Erde vorhanden ist, hat man die Gebeine der Verschiedenen wieder ausgegraben und im Erdgeschoss der Michaelskapelle bestattet. Die Köpfe, derzeit sind es etwa 610 Schädel, wurden pietätvoll bemalt und einträchtig nebeneinander aufgereiht. Der noch unter den Lebenden weilende Besucher hat gegen geringes Entgelt die Möglichkeit, in dieser beinahe heiter anmutenden Versammlung der Toten trostvollen Gedanken über das eigene Sein und Werden nachzugehen.

 

Wieder zurück im Ort wartet die evangelische Kirche mit einladend offenem Tor. Nach kurzer Andacht tritt man aus ihr sommers in dichtes Menschengewühl auf dem Marktplatz. Über die Seestraße strömen an manchen Tagen dichte Trauben von Besuchern in das Weltkulturerbe, um dieses nach unzähligen Schnappschüssen mit der Digi-Cam so rasch wie sie gekommen sind, wieder zu verlassen. Über einen kleinen Umweg, dem Dr. Friedrich Morton Weg, der nur wenig begangen aussichtsreich über den Dächern von Hallstatt durch den Ort führt, entflieht man auf reizvolle Weise dem touristischen Gedränge.

En Tag in Hallstatt - große Diaschau

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„Glück auf!“ bei der Suche des „Mannes im Salz“

Salzwelten Hallstatt

Die bequeme Möglichkeit, um auf den Salzberg zu gelangen, ist eine Fahrt mit der Panoramabahn. Der „g´scheitere“ Weg von Hallstatt führt direkt hinauf in Serpentinen zu den Salzwelten. Anhand von Schautafeln eignet man sich wandernd entsprechendes Wissen um den Salzbergbau an.

 

Es handelt sich dabei um denselben Aufstieg, den seinerzeit die Bergknappen genommen haben, um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. Die Arbeiter stammten aus Hallstatt, Obertraun und Goisern. Jeder der drei Gruppen war auf dem Weg ein eigener Rastplatz zugewiesen. Die Hallstätter hatten naturgemäß den am höchsten liegenden, die Obertrauner, die nur eine kurze Zufahrt über den See hinter sich hatten, lagerten darunter, und am untersten Platz rasteten die Goiserner, die schon eine ansehnliche Seereise mit eigener Kraft hinter sich gebracht hatten.


 

Wie immer, das Salz hat Hallstatt eine Fülle an archäologischen Funden aus organischen Stoffen erhalten, die es der Wissenschaft erlauben, über Jahrtausende zurück Details aus dem Leben der einstigen Bewohner zu rekonstruieren. Man kennt sogar die Zusammensetzung des Essens und das Essgeschirr, einfache Holzschalen, die im Ort in einer Drechslerei heute wieder hergestellt werden. Vor allem aber ist es ein deutlicher Hinweis darauf, was die ursprüngliche Bedeutung von Salz war. Es galt weniger als Gewürz, denn als Konservierungsmittel, das den Menschen unserer Breiten überhaupt erst die dauerhafte Versorgung mit tierischem Eiweiß und damit das Überleben ermöglichte.

 

Das eigentliche Ziel des Aufstieges ist jedoch nach wie vor das Bergwerk, die Salzwelten Hallstatt mit Kilometer weiten Stollen, rasanter Rutsche, fantastisch-mystischer Musik- und Lichtshow am Salzsee und lustiger Fahrt mit der Grubenbahn. Man tritt im wahrsten Sinn des Wortes in die Salzwelt ein. Wo immer man hinschaut, man sieht Salz, allerdings in seiner ursprünglichen Form als Teil des Gesteins, das in alter Zeit in Brocken herausgebrochen und von den Kerntragerweibern zu Tal in die Sudhäuser gebracht wurde.

Als Tourist nimmt man dankbar jede dieser Möglichkeiten zum Verschnaufen in Anspruch. Man sollte mit den Kräften gut haushalten, den nach der ersten Etappe, dem Rudolfsturm, einem Ausflugsrestaurant, gilt es nochmals etliche Höhemeter zurück zu legen, bis man endlich ins Salz eintreten kann.

Bei diesem letzten Anstieg überquert man eine Wiese, in der Johann Georg Ramsauer (1795-1874) ein ausgedehntes Gräberfeld entdeckt hat. Die dort gemachten Funde stammen aus dem 8. bis 4. Jahrhundert v. Chr. und haben wegen ihrer immensen Bedeutung für die Ur- und Frühgeschichtsforschung dieser Periode den Namen „Hallstattzeit“ beschert.

 

Ihr abruptes Ende fand diese Periode durch einen gewaltigen Bergsturz. Dieser Katastrophe dürfte auch jener Mann zum Opfer gefallen sein, der 1734 bei Arbeiten unter Tage entdeckt wurde. Er war nicht zuletzt durch die konservierende Wirkung des Salzes vollständig erhalten. Bekannt ist er als „Mann im Salz“. Was weiter mit ihm passierte, entzieht sich der Forschung. Die einen sagen, er wäre als Heide außerhalb der Friedhofsmauern begraben worden, andere wieder meinen, dass er aufgrund mangelnden Wissens um die Behandlung solcher Mumien an der Luft einfach zu Staub zerfallen ist.

 


 

Diese mühsame Technik wurde bald abgelöst vom Sole-Verfahren, bei der das Salz im Berg in Laugenkammern durch Wasser aus dem Stein herausgelöst wird. Diese Sole wird zu Tal geleitet. Vom Salzberg weg führt eine solche Leitung nach Gosau. Am Gosauzwang kann man heute noch entlang dieser Rohre auf einer beeindruckenden Brücke das Tal überqueren.

 

Das Salz und mit ihm die gesamte Gegend, in der es vorgekommen ist, war einstens Eigentum der Landesherren; ein Umstand, der immer wieder die Habsburger in die Gegend geführt hat. Aus diesen Tagen rühren die Bezeichnungen etlicher Stollen. Taufpaten waren unter anderem Kaiser Franz Joseph und Maria Theresia. Mit den Herrschern kam auch der Hofstaat und damit auch Wissenschaftler, die durch ihre Forschungen nicht unwesentlich zur Bedeutung von Hallstatt als eine der ältesten „Salzstätten“ beigetragen haben.

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„Petri Heil“ zur frühen Morgenstund´

Genuss aus dem See

Wer in Hallstatt keinen gebratenen Fisch gegessen hat, ist nicht in Hallstatt gewesen. Um aber tatsächlich einen Fisch aus dem Hallstätter See zu genießen, muss man sich für die Reinanke entscheiden. Nur sie wird tagtäglich frisch aus dem See gefischt. Auf den Speisekarten ist sie als „Wildfang“ gekennzeichnet.

Der morgendliche Fang wird in der Fischerei der Bundesfroste an der Seestraße verarbeitet und zu den Restaurants geliefert. Was im Hause bleibt, kommt neben (Zucht-)Forellen und Saiblingen zum Räuchern, um dann entweder als schmackhaftes Souvenir aus Hallstatt verkauft oder zu delikatem Räucherfischaufstrich oder Fischsulz weiterverarbeitet zu werden.

Hart am Tagesanbruch fährt dazu Fischmeister Peter Wimmer mit seinem Boot auf den See hinaus, um die Netze einzuholen und den Fang zu bergen. Die Fische, die ihm ins Netz gegangen sind, sind allesamt Reinanken und weisen durchwegs ein einheitliche Maß auf. „Sie sind ca. zwei Jahre alt“, erklärt Wimmer, der auf nachhaltige Pflege des Fischbestandes bedacht ist, nicht zuletzt wegen seines Namenspatrons Petrus, der gleichermaßen Schutzpatron der Fischer und der Fische ist: „Sie sind gerade so groß, dass sie sich in den Maschen verfangen. Die kleineren Fische schlüpfen durch“

 

Behutsam werden die Fische aus dem Netz gelöst und mit einem kurzen Schlag gegen die Bordwand getötet. Langsam füllt sich die Kiste aus Plastik, während der Helfer, ebenfalls ein Peter, den Ankerstein einholt und Regina, die als Praktikantin zu ihrem Studium der Land- und Forstwirtschaft in der Fischerei ihr Feriengeld verdient, das Netz zum neuerlichen Auslegen vorbereitet.

Romantischer Geist im Echerntal

Maler Literaten Naturwunder

Die Verlobung von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth hat in Hallstatt stattgefunden. Die Herrschaften in Wien wussten um Reize dieses Kleinods in ihrem Salzreich. Mit ihnen war der Hofstaat gekommen, feine Damen und Herren, die sich devot dem Abenteuergeist des Kaisers beugten. Von kräftigen Burschen ließ man sich in Sänften zur Natur hinaus tragen, um sich mit wohligem Schaudern vorzustellen zu können, wie verwegen es wäre, von all den schroffen Gipfeln herab zu schauen, auf deren steil aufragende Felsen man voll gekünstelter Bewunderung von unten hinauf blickte.

 


 

Adalbert Stifter (1805-1868) wurde hier nicht nur zu einem feinen Gemälde („Sarstein“, 1835, zeigt eine Steinschleiferwerkstatt, von der heute nur mehr Fundamente zu sehen sind) angeregt, diese Umgebung schenkte ihm auch die Idee zu seiner berührenden Erzählung „Bergkristall“ aus dem Zyklus „Bunte Steine“, in der zwar liebevoll, aber doch sehr deutlich das einfache Leben seiner Hauptfiguren geschildert wird.

 

Wie weit aber deren Rezipienten, urbane Kunstfreunde und Adelige der Wiener Salons, davor Aug´ und Ohr verschlossen haben, kann heute nur mehr schwer beurteilt werden. Von wirksamen Maßnahmen gegen Armut und geringe Bildung auf dem Lande ist in der Geschichte wenig bekannt. Vielmehr erfreute man sich ungehemmt an den wunderschönen Schilderungen der Romantiker.

 

Einer ganzen Reihe solch tapferer Geistesmenschen, die eine direkte Konfrontation mit der Realität nicht gescheut haben, begegnet man auf einem Spaziergang durch das Echerntal bei Hallstatt. Sehr passend wurde diese Wanderung „Maler-, Literaten- und Naturwunderweg“ benannt.

 


 

Was hätten diese Maler und Poeten getan, hätten sie vom Gletschergarten gewusst? Sie hätten ihre Staffeleien kaum zehn Minuten weiter den Wald hinauf tragen müssen und wären in einem Zauberreich fantastischer Felsformen gestanden.

 

1926 wurde der Gletschergarten entdeckt. Es handelt sich um ein Relikt aus der letzten Eiszeit (Würm). Vor 12.000 zog sich der Gletscher aus dem Tal zurück. Dabei formte das mit großem Druck unter dem Eis fließende Wasser (Gletschermilch) in Mühlen riesige sogenannte Gletschertöpfe.

Mit im Gefolge waren aber auch wahre Künstler gekommen, Maler und Dichter. Sie vertauschten gerne ihre Ateliers und Schreibstuben in der Großstadt mit der Wirklichkeit der Natur. In ihren Kreisen war es Mitte des 19. Jahrhunderts längst zur Mode geworden, sich Inspiration nicht aus der fernen Antike und einer verklärten Vorstellung, sondern direkt vor Ort zu holen; dort, wo sich zumindest für ihre Augen Romantik pur abspielte.

 

Man darf in diesem Punkt nicht ungerecht sein. Gerade künstlerisch begabte Menschen verfügen über genug Sensibilität, um auch die dunkle Seite dieser Wirklichkeit zu sehen. Der Maler Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) hat ebenso wie der Arzt, Botaniker und Reiseschriftsteller Joseph Schultes (1773-1831) in Bild bzw. Wort auf soziale Missstände in der Landbevölkerung hingewiesen.

 


 

An Wundern der Natur fehlt es in diesem kurzen Tal keineswegs. Man darf sogar die Augen schließen, und man wird sie gewahr, als Symphonie mit dem Tosen des Waldbaches im Bass, den Mittelstimmen im Rauschen der Bäume und dem Diskant der Vogelstimmen. So hätte es vielleicht einer der Dichter beschrieben, die sich damals vom alten Ort in diese Schlucht hinaus begeben haben – oder wie es Karl Adam Kaltenbrunner (1804-1867) in seinem Gedicht „Der Waldbachstrub“ ausgedrückt hat:

 

Wohl Manchen, der gereist in vielen Landen,

Ergriff es mächtig in des Wildthals Räumen,

Er starrte vor des Wassers Wuth und Schäumen,

Wie vor der Meereswogen grausem Branden.

 

Der so sehr treffend beschriebene Waldbachstrub galt bis ins 20. Jahrhundert als die letzte Attraktion dieses Ausfluges durch diesen Schauplatz ungebändigter Natur, der alles das bot, das sich ein Romantiker an Ästhetik wünschte. Schroffe Felsen als Hinterrund, im Mittelraum die ruhig hoch aufragenden Bäume und vorne das wirbelnde Wasser, dessen sich immer wieder verändernde Gestalt mit Pinsel und Farben festgehalten wurde.

 


 

Unsere Künstler wären angesichts dieser gewaltigen Phänomene wohl „höchlichst entzückt“ gewesen. Hat doch schon Franz Sartori 1813 ohne den Gletschergarten zu kennen zu einem Aufenthalt im Echerntal festgehalten: Wer ist mehr zu beneiden als die Bewohner eines Ortes, in dessen Bezirk die Natur selbst ihre Schönheit ausstellte.


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